Eine großartige Vision von mutigen Frauen in die Welt gebracht – das ist unsere Geschichte
Die Zeit der Industrialisierung um 1900 brachte enormen Fortschritt. Gleichzeitig waren die Arbeitsbedingungen in den Fabriken mehr als hart, vor allem für die Frauen. Eine Sechs-Tage-Woche mit 12 bis 13 Stunden Schwerstarbeit.
Schon bald wurden die ersten deutschen Frauenbewegungen von evangelischen Damen aus dem Bürgertum gegründet. Eine der Initiatorinnen war Emmy Humbser aus der Fürther Brauereifamilie „Humbser Biere“. Sie gründete den Evangelischen Arbeiterinnenverein als ersten Gesamtverband, und machte sich gleichzeitig dafür stark, dass die Arbeiterfrauen ihre sechs Urlaubstage im Jahr auch wirklich zur Erholung nutzen konnten. Sie finanzierte bereits vor dem ersten Weltkrieg ein erstes Arbeiterinnenerholungsheim in Puschendorf und ein Wohnheim für Arbeiterinnen und junge Mütter in Fürth. Erste Vorsitzende des Vereins wurde die damals 29-jährige Elisabeth Nägelsbach (1894 -1984). Eine mutige und gut gebildete Frau, die zudem dafür bekannt war, recht energisch zupacken zu können.
Die Familienerholungs- und Tagungsstätte Sulzbürg –
ein geschützter Raum für nachhaltige Erholung
Elisabeth Nägelsbach ist es zu verdanken, dass es unsere Familienerholungsstätte heute gibt. Denn im Jahr 1925 entdeckte sie in Sulzbürg ein wunderschönes altes Bauernhaus. Sie kaufte es und richtete darin das erste Erholungsheim für Arbeiterinnen in Bayern mit insgesamt 12 Betten ein. Hier sollten Arbeiterinnen mit ihren Kindern die so dringend benötigte Erholung finden.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten geriet das kleine Paradies allerdings ins Wanken. Die Nazis wollten das Haus beschlagnahmen und für eigene Zwecke nutzen. Um die Gefahr so gut wie möglich abzuwenden, gründete Elisabeth Nägelsbach kurzerhand im Jahr 1923 einen Verein mit dem unverfänglichen Namen „Freundesring Sulzbürg“ und übereignete ihm das gesamte Eigentum der Einrichtung.
Im Jahr 1941 beschlagnahmten die Nationalsozialisten das Heim dennoch und nutzten es für die sogenannte Kinderlandverschickung.
Gleich nach Kriegsende 1945 trat Elisabeth Nägelsbach vor die Besatzungsmacht und erreichte, dass die diakonische Arbeit in Sulzbürg wieder aufgenommen werden durfte. Jetzt fanden hier Flüchtlinge, Evakuierte aus den zerbombten Städten und Heimkehrerinnen aus Russland eine vorübergehende Bleibe. Erst ab dem Jahr 1947 wurden endlich wieder erholungssuchende Frauengruppen, Kinder und Jugendliche, Arbeits- und Tagungsgruppen beherbergt.
1955 gründete der Verein zusätzlich in Nürnberg ein Arbeiterinnenwohnheim, aus dem sich zwei „Mutter und Kind“-Häuser mit Kindertagesstätten entwickelten. Ende 2004 traf der Verein die strategische Entscheidung, die Nürnberger Einrichtungen in die Trägerschaft der Rummelsberger Anstalten zu übergeben, und sich damit auf die Arbeit der Familienerholungs- und Tagungsstätte Sulzbürg zu besinnen.
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